"Und ich sitze schon wieder..."

Du bringst einen neuen Schmerz her, um deinen alten zu bekämpfen; einen gewaltigeren, grausameren und roheren Schmerz. Alsbald verlierst du die Kontrolle auch über ihn so wie du sie über den alten verloren hast. Du sagst Leid sei nicht messbar, und dennoch versuchst du immer wieder dein Leid selbst zu messen, in dem du Schmerzen vergleichst; du erbittest dir deine Schmerzen aus dem tiefsten  Abgrund der Hölle, einen nach dem anderen, und lässt du sie gegen einander kämpfen, und immer wieder drehen sie sich zu dir um und greifen dich an. Der nächste ist immer gewaltiger, immer mächtiger und barbarischer als alle anderen.
Unterdessen nehme ich meinen Schmerz in die Hände, ich gebe ihm Gestallt und setze ihn vor mich. Ich schaue ihn solange in seine roten abgöttlichen Augen bis er anfängt zu sprechen.
Wir plaudern über Liebe und Glück, Hass und Feindseligkeit, über Verletzungen und Erschütterung, wir reden über dies und jenes, über Gott und die Welt. Alles abstrakt, einzel, kein Begriff hat mit dem Anderen zu tun; keine Gemeinsamkeiten, trotzdem schneiden sie sich hier, laufen parallel zu einander da, gehen dann aus einander für eine Weile um dann sich irgendwann wieder zu treffen.
Er weiß nichts, ich weiß nichts.
Da sitzend, verbringe ich meine Nächte, ohne Soundtrack.

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