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Schnappsregalromantik: Ein Berliner Abend.

Mitte Dezember, Nachmittags kurz vor fünf Uhr, der Wind saust durch die von Kälte gelähmten Häuser und ich sitze halb erfroren auf dem Rücken Luzifers. Er richtete seinen Blick auf das kahl braune Bahnhofsgebäude. “ Was tun wir hier, mir ist kalt, kannst du nicht woanders hinfliegen, dahin wo es wärmer ist ?”, fragte ich ihn vor Kälte zitternd. Er hielt seinen Zeigefinger vor meinen Mund und sagte: “Bleibe still, konzentriere dich und schaue zu, du wolltest ja den Sinn hinter all dem verstehen.” Ein junger Mann stieg aus der angekommenen U-Bahn aus, er sah mürrisch aus. Der schlanke Mann, mit dem knochigen Gesicht und dem Mutti-Pullover und dem Rucksack aus Stoff sah wie ein alter Freund von mir aus, mir kam jedoch nicht bei, wer das war. Er lief die Treppe herunter, ging schließlich durch den Ausgang und wartete an der roten Ampel. Nachdem er die Straße überquerte, betrat er den Späti um die Ecke. Er wusste schon genau was er kaufen wollte und wo es in den verschiedenen Re...

Dämliches allzu dämliches 7

Du denkst das Haus bräuchte lediglich eine einfache Reparatur, eine oberflächliche Sanierung; du denkst die Wand bräuchte lediglich neue Farbe, hier ein wenig reinigen, da ein bisschen wischen, dann ist alles gut. Nur jetzt scheint die Sonne und das Fundament des Haus offenbart sich in all seiner Zerbrechlichkeit. Als es noch dunkel war, hat es gereicht ein Fundament aus religiösen Narrativen zu bauen. Ein Feindbild und eine erleuchtete Erlösung, das Verdammnis liegt da unten, keiner darf hin. Was du nicht sehen kannst, fürchtest du unendlich. Dann kommt die Sonne und das Verdammnis sieht anders aus als erwartet. Beton, der schlecht gebaut wurde, er hat tiefe Risse, eigentlich ist er schon kaputt. Das Problem bist nicht du, nicht der Beton und nicht das Licht, das Problem ist alles! Das Haus dürfte hier nicht stehen. Es dürfte nicht Mal gebaut werden.

Als der Nil nach Hause fuhr

Heute ist kein gewöhnlicher Tag. An solchen Tagen muss ich öfter an sie denken. Ein dumpfer Knall weckt mich auf. Ich mache ein Auge auf, meine Sicht ist noch verschwommen, ich blinzle ein paar Mal um mein trübes Auge zu klären. Meine rechte Wange ist tief im Kopfkissen vergraben, es fühlt sich feucht an und es stinkt als hätte ich eine tote Hyäne geknutscht. Langsam kann ich sehen, mein Auge wandert umher, ich erkenne mein Zimmer, ich liege auf meinem Bauch mit gespreizten Beinen und mein linker Arm hängt vom Bett, sodass meine Fingerkuppen den staubigen Holzboden berühren. Mein Mund ist furchtbar trocken, mein ganzer Speichel ist im Kissen versickert. Ich kann nicht aufstehen, ich brauche immer mindestens eine halbe Stunde um zu mir zu kommen, mein System fährt langsam hoch, sage ich immer, es sind jedoch die steifen Gelenke. Die Gene sind schuld. Ich habe den Knall gehört, ich bin aber nicht so einer, der schnell aus dem Fenster guckt, um nachzusehen, was gerade passiert ist, ich...

Herr Brown

An irgendeinem Montag im Jahre 1967. Der Ort ist ein Manhattener Wolkenkratzer. In der Lobby vor dem Fahrstuhl wartet Herr Robert L. Matterson, unter seinem linken Arm ist die heutige Ausgabe der Times: "Wir fahren zum Mond!" Die prahlend aufgeblasenen Kronleuchter hängen von der Decke hell herab wie tausend winzige Sonnen. Mit seiner rechten Hand hält er die Hand Grace Banks' fest, er grüßt jeden und grinst als hätte er heute Morgen zwei Millionen Dollar im Lotto gewonnen. Der Fahrstuhl kommt, die Tür geht auf, Männer in Anzügen und Krawatten steigen aus, alle grüßen sich gegenseitig mit leicht überzogenem Nicken oder mit kurzer Hebung des einzelnen Hutes. Neben dem Schalter im Fahrstuhl steht Jeremiah Charley Brown. Er grüßt Herrn Matterson. "Herr Matterson! Guten Morgen." "Bobby! Nur Bobby, Jeremy! Wir haben darüber gesprochen, oder?" Jeremiah nickt leicht lächelnd. "Hier, das ist meine Freundin Grace. ...

Coração do Porto

Blaue Mosaik Glückliche Tiere auf Wänden Menschen in Gewinden Runde Brille und versteckte Augen Ein Lächeln Ein Grinsen Eine nüchterne Träne Und leckere Melodie auf der Zunge Lange Schlange vorm Buchladen Keiner kauft ein Buch Ein Gewimmel vor der Kathedrale Keiner betet Keiner holt das Tuch Ein schläfriger Rabelo Eine aufgeregte Möve Kleine Gassen Winzige Balkone Greiser Glanz Unterm modernen Staub Und eine Dose Sardinen In Café D'ouro spitzelt keiner mehr Der Diktator ist tot Die Angst duftet jedoch wie gestern Der Kaffee auch Da wo wir saßen Sitzen jetzt zwei andere Sie küssen sich Danach münden sie in den Ozean

Der Ruf des toten Vogels

Immer wenn er da ist, schaut er mich skeptisch an. Für ihn mache ich nie etwas richtig. Er sitzt, oder auch steht, man weiß es nicht genau, immer links von mir zur Seite und schreit drei mal. Es sind kurze und tiefe Läuten, als würde er "hey, nicht so!" meinen. Und immer wenn ich dann zu ihm schaue, den Kinn nach oben fragend, "Wat denn?" "Chill mal!", schreit er. Der wild braune Uhu ist ruhig, er taucht zuweilen auf, sagt seinen Satz und verschwindet auch schnell danach. Zuweilen beobachtet er mich tagelang ohne etwas zu sagen, er schaut hin mit seinen fürchterlichen rotorangen Augen als würde es ihn belustigen, mich zu verunsichern. Dann vergehen Wochen und Monate ohne ihn. Er tut mir nichts, ich mag ihn trotzdem nicht, seine Anwesenheit ist schwerwiegend, sie drückt auf meine Brust als wäre ich Zweihundert Meter in die Atlantik abgetaucht. ich traue ihm nicht; er schaut mich ständig vorwurfsvoll mit seinen Schlitzaugen an, ich habe das ...

Am Horizont

Unendlich ist die Linie Das eine Blau und das andere Die Sonne zieht sich um Der Mond ist sie nun Der Himmel zieht sich um Das Wasser ist er nun Das eine Schwarz und das andere Gott sitzt am Webstuhl Schaut und spricht Und die Erde dreht Und ich schaue Und ich spreche Und ich verstehe

Wo alles begann

Rufe mich mit drei Nullen an Erkennst du wieder den Ton? Langweilig und monoton Wie die Wüste zwischen uns Zwei an zwei Enden Eines nicht angeschlossenen Telefons Jedoch mit jedem Tönen Schlägt das ermüdete Herz schneller Doch kein Ärger Wenn ich nicht ran gehe Geht auch kein anderer ran rufe dann den Weihnachtsmann Während er den Schornstein runterklettert Er soll mir keine Geschenke geben Ich war böse; das ändert sich jedoch irgendwann Dann Zerstöre dein Handy Und vom Späti nebenan Kaufe dir ein Bier Setze dich ruhig am Spreeufer Und erinnere dich daran Wie es einmal war Als wir auf der Couch saßen Wo alles begann

Der Lauf

Der Weg war lang und anstrengend. Es liefen viele Läufer dicht aneinander, es gab keinen Platz, keine undichte Stelle, Wachtmeister und Zuschauer erlaubten keinem zu fliehen. Ich konnte nicht mehr. Ich atmete tief ein ohne Luft kriegen zu können, die bleierne Müdigkeit sprengte meine letzten Festungen und marschierte hoch, ihr Sieg war unvermeidlich, mir wurde es unerträglich warm. Ein schwarzer Nebel verschleierte alles vor meinen Augen, dann rief einer: "Es ist erst Kilometer Zwei ihr Lappen!" Danach weiß ich nichts mehr.

Erschreckendglücksseligkeit

Beim neuen Ende Erscheint der alte Anfang Eine verbrannte Sonne Und ein Käsemond Uns rettet bald ne' weise Ente Mit Lächerlichkeit und dumpfen Gesang Getrennten Müll werfen wir in dieselbe Tonne Es lohnt sich das, was sich lohnt

Hinter den Schleusen

In der Smaragdstadt vergass ich meine Brille Die Sonne verteilte müde ihren Glanz Dorothy fragt Und Toto bellt Ich wendete mich ab und stach links rein Das pulsierende Rot ist jetzt raus Sein Platz ist nun frei Nur mit Gerinnsel und Klumpen voll Der geflügelte Affe wird plötzlich zum Blechmann Dorothy fragt Und Toto bellt Die Flecken werden irgendwann abgewischt Die Sonne verpennt irgendwann Und irgendwann hört Dorothy auf zu fragen Irgendwann bleibt nur der dunkel, der dunkel bleiben will Dennoch wird es uns gut gehen

dämliches allzu dämliches 6

Wie ein vorübergehendes Lächeln einer Radfahrerin in der tiefen Nacht auf der leeren Kopernikusstraße. Einsam. Bedeutungslos. Wie ein vorläufiger Blick eines Fußgängers in der tiefen Nacht auf der leeren Kopernikusstraße, der hinüber schaut und es sieht. Einsam. Bedeutungslos. Einer wie Ich nimmt das auf, was eine wie sie ausstrahlt. Und so sind wir zwei, dennoch: Einsam. Bedeutungslos.

In der Bimbambolschen Kirche

“In der bimbambolischen Kirche  geht's bimbambolisch zu dort tanzt der bimbambolische Ochse mit der bimbambolischen Kuh,” -Volkslied "Gib Ruh!"  sagte sie, "Mein Herz ist für mich alleine, mein Herz ist für dich zu Ich wurde oft verletzt, Ich wurde oft betrogen, so einen Fehler macht keiner zweimal, außer einem blöden Kakadu; das lasse ich nicht zu." "Manno!!"  sage ich, "Ich bin's doch! warum behandelst du mich so?" "Ja!", sagte sie, "Ich bin Ich, und Du bist Du." Ich flenne so ein wenig, Ich behalte jedoch meine Tränen, für sie ist das eine Schwäche und Schwächen sind bei uns Tabu Ju hu hu! der Rum ist da, Ich erzähle vieles darüber, wie ein verlogener Guru "This is all a Moo point!" sagte sie, "Wie es Joey Tribiani mal meinte?" frage ich, "It’s a cow’s opinion, it doesn’t matter, it’s Moo?" sie wirkt überrascht, "Dein Tattoo ist ein scheiß Tattoo!...

Polizei Kontrolle

Im Land der Freiheit Träume ich von Freiheit Die echte Freiheit, weißt du? Nicht die von Sheriff John Brown Das Leben ist billig hier, Mann Wie Wok in Chinatown aber nichts weilt für immer Alles wandert unter die Erde Oder verdunstet höchstens wie Meeresschaum Der Sheriff mochte mich nie Ich war für ihn ein Clown Ich war für ihn der Käfig-Affe Er, die Bestie mit Uniform und Waffe Hinterm Gitter waren wir alle gleich Schwarz, gelb, weiß, auch rosa Nur der Sheriff war braun Ich drohe, springe, tanze und schrei' Er lacht Die ausgestreckte Hand Der sich feiernden Gewalt Pass nur auf, Sheriff! Sheriff gib lieber Acht Mein Zorn ist mein Zorn Ist mein Zorn, ist mein Zorn Ich der leuchtende Saum Jetzt schreien alle “Kein Erbarmen mit Gendarmen” Amen! Oder ja, wie es mal noch hieß “Fuck the police!” Die Individuellen? Vielleicht, es sind ja Menschen Und Menschen sind zumeist Abschaum Die Institution? Jawohl! An Hässlichkeit zu übertreffen, wohl kaum Dein Freund und Helfer, hieß es, Eher Un...