Dos gardenias

“Y hasta creerán Que te dirán te quiero.”
-Isolina Carrillo

Ich glaubte immer an die heilende Wirkung der Musik auf die bekümmerte Seele, besonders die Klänge der Bolero, es gibt immer etwas Romantisierendes, Magisches und Geheimnisvolles versteckt zwischen den Rhythmuszeilen. Sie heilt sanft. Ein Bandido sitzt vor dir und hält seine Knarre vor deiner Nase und spricht langsam mit tiefer Stimme, irgendwas Spanisches mit komischem Akzent und verlangt etwas von dir, sonst bist du und alle die du jemals gekannt hast tot. Trotz allem, trotz deiner Angst, deiner zitternden Stimme, deines trivialen Plans zu fliehen, trotz deines Verzweifelns, trotz all dem, kannst du nur die Musik im Hintergrund wahrnehmen. Du fühlst wie ein Licht aus dem antiken Lautsprecher den Raum mit Romantik und Ruhe und Frieden erfüllt.
Nun scheint die Knarre vor dir mehr wie ein Todesengel als des Todes schwarzer Gespenst.
Der Bass bebt und die Höhen erweitern den Himmel des Raumes, die Stimme des Sängers gibt der Welt ihre vor langer Zeit geraubte Magie zurück. Der Rhythmus belebt die längst Verschlafenen. Die Hüften schwingen hin und her und die Stirne vertauschen ihre Schweißtropfen, “Ahora sí pues, la botella!” Ruft jemand.
Marquez schrieb an Escobar, dass die Cumbia und die Bolero Colombiana dem Land seine Beharrsamkeit retteten und den Menschen das elendste Medikament immer in der Hand bereit hielten; die Hoffnung. Ohne die wäre Colombia nur weißes Pulver.
Nach seinem Tod, rief Escobar Marquez an und sagte: “Als ich am Boden lag und mir langsam an den Händen und Füßen kalt wurde, realisierte ich, dass meine Hand die Knarre nicht mehr festhalten kann. Es war furchtbar laut, und ich sah aus dem Winkel meines Auges wie die Soldaten und Polizisten anfingen zu jubeln; der legendäre Pablo ist jetzt tot. Hermano, ich konnte nur eine Sache bedauern, nur eine. Gustavo kam zu mir vorher und sagte mir, er warte auf mich, und ich wusste, dass der Tag mein letzter war, ich war zufrieden, ich vermisste ihn sehr. Ich saß in der kleinen Wohnung in Medellin und dos gardenias spielte gerade im Radio und mein Joint war fertig und perfekt gerollt. Ich hörte die Polizei kommen, ich hatte Panik und musste fliehen, obwohl ich mir sicher war, dass ich es nicht überlebe. Ich sollte da bleiben, meinen Joint rauchen, die Musik belauschen und die Kugel wie ein Mann annehmen; nur das nicht getan zu haben bereue ich.”

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